Cyber Security – Der Experte des EDA

Rückblick

Referent/-in: Jon Fanzun, Sondergesandter und Chef des Büros für Cyber-Aussen- und Sicherheitspolitik des EDA
Cyber Security – Der Experte des EDA

Cyber-Security ist in Zeiten von obligatorischem Homeoffice so aktuell wie nie zuvor: Tausende von Leuten arbeiten über VPN-Clients, teilweise mit hochsensiblen oder privaten Daten. Das Büro für Cyber-Aussen- und Sicherheitspolitik des EDA arbeitet rund um die Uhr, um die Sicherheit dieser digitalen Daten zu gewährleisten. Am Dienstag, 19. Mai 2020, berichtete Jon Fanzun am BPRG-Anlass von seinen täglichen Aufgaben und Herausforderungen als Sondergesandter und Chef des Büros für Cyber-Aussen- und Sicherheitspolitik des EDA.

Falls ihr gehofft habt, nun endlich jemanden im Bekanntenkreis zu haben, der gratis euren Rechner flickt, müssen wir euch leider enttäuschen: Jon Fanzun ist weder Computer- noch IT-Geek, sondern in erster Linie Diplomat. Dazu muss er an vielen Festen gleichzeitig tanzen: Auf nationaler wie auch internationaler Ebene, mit Privatpersonen und -Unternehmen sowie mit anderen bundesstaatlichen Organisationen. 

Das Büro für Cyber-Aussen- und Sicherheitspolitik des EDA setzt sich tagtäglich ein für freien, offenen, sicheren und regelbasierten Cyber-Raum. Die direkte Demokratie soll durch Garantieren der Meinungsfreiheit auch online gelebt werden –  auch ausserhalb der Schweiz. Fanzun ist es ein grosses Anliegen, dass das Wort „Cyber“ nicht nur mit Risikoherd, sondern auch als Ausgangspunkt für Chancen in Verbindung gebracht wird. Eine seiner Aufgaben ist es daher auch, die Cyber-Chancen zu maximieren und die Risiken zu minimieren. Zudem will sich das Büro als One-Shop für Cyber-Interessen und -Themen etablieren.

To do's zuhause

Die Herausforderungen, die es täglich zu meistern gilt, sind vielfältiger Natur. Auf nationaler Ebene sind das bspw. die Zusammenarbeit mit dem Privatsektor, die Etablierung von Cyber-Strukturen und die Sensibilisierung auf die (zumindest in Cyber-Angelegenheiten) Äquivalenz von Aussenpolitik und Innenpolitik. Hierzu wurden verschiedene Gremien gebildet, die sich primär mit der Positionierung der Schweiz im internationalen Feld beschäftigen.

To do's auswärts

Auf internationaler Ebene gehören zu den täglichen Herausforderungen u. a. die Digitale Geopolitik, die sich mit Themen wie 5G oder KI auseinandersetzt, sowie die „Behavior in Cyberspace“ – also alles rund um Cyber-Spionage, Cyber-Kriminalität, Desinformation usw. Ebenfalls ist es der Schweiz ein Anliegen, Genf als internationales Zentrum für Cyber-Angelegenheiten zu etablieren. Da jeweils mehrere Parteien involviert sind, wird dafür viel diplomatisches Geschick und teilweise auch finanziellen Aufwand benötigt. Entsprechend ist eine weitere grosse Aufgabe der Schweiz die Vermittlung im UNO-Rat: Häufig spalten sich die Meinungen auf zwei Lager auf: Das US-amerikanische, westlich-idealistisch geprägte sowie das russische, an östlichen Wertvorstellungen orientierte. Obwohl die Schweiz generell dem westlichen Lager angehört, fällt ihr oft die Vermittlungsaufgabe zu. Diskussionspunkt ist dabei häufig die Frage nach der Verantwortung bei einem Cyber-Angriff.

Im globalen Vergleich

Ressourcentechnisch ist die Schweiz zwar im Vergleich mit ähnlichen Ländern wie z. B. Estland und Holland eher unterdurchschnittlich aufgestellt, bewegt sich aber im globalen Spielfeld solide im Mittelfeld. Die Bewertung ist dabei sehr schwierig, da das Zusammenspiel der Länder bedeutend ist und man sich am berühmten schwächsten Glied orientieren muss. Momentan haben ca. 60-70 Nationen eine Abteilung für Cyber-Diplomatie.

„The Cyber Circus“

Die internationalen Abgeordneten nennen sich selbst den „Cyber Circus“. Im Normalfall ist der Zirkus viel unterwegs; Fanzun ist teilweise bis zu viermal monatlich auf Reisen. Er lobt den guten Austausch und Dialog, so wird bspw. momentan intensiv über 5G und Huawei diskutiert. Dabei gilt es immer nationale sowie wirtschaftspolitische Interessen im Augenmerk zu behalten. 

Shaming or Blaming?

Die Schuldfrage bei Cyber-Attacken wird in nationalen wie auch internationalen Gremien und Ausschüssen rege diskutiert und ein eindeutiger Beschluss steht nicht in Aussicht. In asiatischen Ländern z. B. gelten für Cyber-Kriminalität häufig andere Regeln als für „analoge“ Verbrechen, da dies eine völlig andere Sache sei. In den USA herrscht das „Shaming and Blaming“-Prinzip, in der Schweiz ist es nicht klar geregelt. Obwohl es eine Meldestelle gibt, herrscht bis dato keine Meldepflicht bei Cyber-Angriffen – das EDA appelliert hier an die Eigenverantwortung der Unternehmen. Die Organisation rund um die Cyber-Sicherheit und -Diplomatie steckt also sowohl auf nationaler wie auch internationaler Ebene teilweise immer noch tief in den Kinderschuhen. Doch das EDA pusht vorwärts: Es wurden weitere Stellen geschaffen, die dafür sorgen sollen, dass die Schweiz in Sachen digitale Diplomatie zum globalen Vorreiter werden kann.


Jon Fanzun, Sondergesandter für Cyber-Aussen- und Sicherheitspolitik erzählt über die Herausforderungen und die Arbeit seines Büros innerhalb des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA).

Cyberspionage, Angriffe auf kritische Infrastrukturen, Cyberkriminalität, Desinformation und Propaganda sind an der Tagesordnung. Der Cyber-Raum hat eine neue Dimension der Aussen- und Sicherheitspolitik geschaffen.  

Jon Fanzun, Sondergesandter für Cyber-Aussen- und Sicherheitspolitik erzählt über die Herausforderungen und die Arbeit seines Büros innerhalb des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA).

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