Druckgewerbe – quo vadis?

Rückblick

Referenten/-innen: Stefan Schnyder, Moderation
Stefan Aeschbacher, Aeschbacher AG, VR-Präsident und Mitglied der Geschäftsleitung
Daniel Troxler, AST & FISCHER AG, Geschäftsführer und Partner
Andreas Schaffner, Tamedia, Co-Direktor
Daniel Sinn, Stämpfli AG, CEO
Druckgewerbe – quo vadis?

Nach sechs Wochen Shutdown haben wir längst alle sehenswerten (und auch weniger sehenswerten) Serien und Filme auf Netflix gebingewatched und greifen daher immer häufiger wieder zu Buch und Zeitschrift. Somit drängt sich auch eine alte Frage wieder auf: Hat der Buchdruck noch eine Zukunft? Und ist er ökologisch überhaupt noch verantwortbar? Denn bei der geliebten Frühstücks-Lektüre ziehen viele trotz Umweltbewusstsein die Grenze.

Stefan Aeschbacher (VR-Präsident und Mitglied der Geschäftsleitung bei der Aeschbacher AG), Daniel Troxler (Geschäftsführer und Partner der AST & FISCHER AG), Andreas Schaffner (Co-Direktor Tamedia) und Daniel Sinn (CEO der Stämpfli AG) nahmen am ersten digitalen BPRG-Event das Druckgewerbe unter die Lupe. Über 70 Personen folgten der Podiumsdiskussion dank Livestream und Chat von zuhause aus. Und damit ein bisschen BPRG-Spirit erhalten bleibt, haben wir den Teilnehmenden Bier, Prosecco und Apéro nach Hause geliefert. 

Wer sich nicht weiterentwickelt, bleibt auf der Strecke 
Auch hier hat die Digitalisierung die analoge Wirklichkeit abgelöst: Im modernen Firmensitz der traditionsreichen Stämpfli AG mit Blick auf die Produktionshalle, wo der April-Event hätte stattfinden sollen, befinden sich lediglich vier Leute: BPRG-Vorstandsmitglied Claudia Vernocchi, Moderator Stefan Schnyder (Leiter Ressort Stadt Bern bei der Berner Zeitung) und ein zweiköpfiges Team der Newsroom Communication AG, die mittels Livestream dafür sorgt, dass der Event nicht auch noch Corona zum Opfer fällt. Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion haben sich entweder aus ihrem Büro oder von zuhause aus zugeschaltet. Die vier Redner wissen, wovon sie sprechen: Vor ihren Ämtern in VR-Präsidien, Geschäftsleitungen und Direktionen waren sie Kryptographen, Schriftsetzer, Handbuchbindner und Offsetdruker. Wie die Branche mussten auch sie sich weiterentwickeln, und das scheint auch das grosse Credo der Industrie zu sein: Wer sich nicht weiterentwickelt, bleibt auf der Strecke. 

Doch wie genau soll ein modernes Druckgewerbe aussehen? Von den Maschinen werde keine grosse Erneuerung mehr kommen, hier handle es sich um kleinste Nuancen, die noch verbesserungsfähig sind. „Vom klassischen Industriedruck erwarte ich keine Innovaion mehr. Ich denke, dass dieses Gebiet abgelöst wird“, so Andreas Schaffner. Daher ist es wichtig, dass sich Druckereien in benachbarten Branchen umschauen. Die Stämpfli AG hat sich beispielsweise quasi zu einer rundum-Agentur gemausert: Konzept, Inhalt, Layout und digitale wie analoge Distribution kommt bei ihnen aus einer Hand. Von der Druckerei war es nicht mehr weit zu Marketing und Kommunikation, und die Kunden schätzen die Vielseitigkeit des Unternehmens. Stämpfli-CEO Daniel Sinn weiss: Sowohl print- als auch online-Medien haben ihre Stärken und Schwächen. Wichtig sei, dass keine Glaubensfrage daraus werde, ob print- oder online-Medien besser seien:  „Individualisierung und Personlaisierung sind ganz grosse Themen der Zukunft.“

Was das Druckgewerbe besser kann 
Doch längst nicht alles kann und soll digitalisiert werden: Die „Zmorge-Zytig“, das Buch am Strand, die Geburtstagskarte, das ansprechend gestaltete Werbeplakat für die Kunsthochschule und, wie Stefan Aeschbacher berichtet: „Auch unsere Digital Natives bevorzugen noch ein Kinderbüchlein gegenüber einem e-Book.“ Er fährt fort: „Früher haben wir uns gefreut, wenn wir ein E-Mail bekommen haben, während der Briefkasten beinahe überlief. Heute ist es schon fast andersrum.“ Daniel Troxler glaubt auch an die physische Attraktivität eines Druckproduktes: „Man kann es anfassen, spüren, es spricht alle Sinne an. Es ist etwas, das Freude macht, wenn man es im Gespräch dem Vis-à-Vis in die Hände drücken kann.“ Schaffner fasst zusammen: „Zeitunglesen ist eine bewusste Entscheidung, und nicht einfach eine Störung beim Vorbeiscrollen.“ 

The Show Will Go On 
Wir wissen nun: Wer im Druckgewerbe nicht nur überleben, sondern prosperieren will, muss eine ordentliche Portion Agilität sowie Lern- und Kooperationsbereitschaft an den Tag legen. Dazu gehört auch die Erkenntnis, dass print- und online-Medien nicht Konkurrenten, sondern Partner sind, die sich mit ihren individuellen Stärken und Schwächen ideal ergänzen. Auch verschiedene Formen der Zusammenarbeit mit anderen Agenturen bieten sich hier an. 


Zum Schluss fragt Claudia Vernocchi der BPRG in die Runde, was sich das Druckgewerbe denn von der PR-Branche wünscht. Auch hier werden sich die vier Herren einig: Zusammenarbeit und Kommunikation bereits in frühen Stadien der Kundenaufträgen sowie Offenheit, Freude, Mut und Optimismus für neue, transdisziplinäre Lösungen. In diesem Sinne wünschen auch wir allen Mitgliedern weiterhin viel Mut und Optimismus und bedanken uns bei Moderator Stefan Schnyder, den Referenten Stefan Aeschbacher, Daniel Troxler, Andreas Schaffner und Daniel Sinn sowie sämtlichen Sponsoren, die mit dem Networking-Apéro auch ein bisschen BPRG-Flair zu unseren Mitgliedern nachhause gebracht haben.

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Mit vier renommierten Berner Druck-Unternehmen blicken wir kurz zurück, analysieren die aktuelle Situation und schauen in die Zukunft.

Die technologische Revolution in der Kommunikationsbranche hat das Medienkonsumverhalten fundamental verändert. Die grafische Industrie ist eine der Direktbetroffenen. Die Zeit drängt. Denn: Die Veränderung schreitet in rasantem Tempo weiter voran. Mit der Diskussion um den Klimawandel ist ein weiterer Aspekt dazugekommen. Welche Kompetenzen braucht es für die Zukunft? Welche Technologien werden heute und morgen genutzt? Wo brilliert Papier, wo sticht Digital heraus? Wie kann die Branche das Image der «Todgeweihten» korrigieren? Darf man im Zusammenhang mit Greta überhaupt noch drucken? Fragen über Fragen … 

Mit vier renommierten Berner Druck-Unternehmen blicken wir kurz zurück, analysieren die aktuelle Situation und schauen in die Zukunft. Moderiert wird der Anlass von Stefan Schnyder, ehemals Leiter Ressort Wirtschaft und seit 2018 verantwortlich für das Ressort Stadt Bern bei der Berner Zeitung.

Der Event findet online statt. Wir bitten Sie trotzdem sich ganz gewohnt anzumelden.
 

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